
Wenn dein Obstbaum nicht gut Früchte trägt, besteht die Möglichkeit, einen anderen Baum mit dieser Sorte zu veredeln. So behältst du die Eigenschaften der Sorte bei und kannst zeitnah wieder Früchte ernten. Erfahre in dieser Anleitung, welche Bäume du wann miteinander veredeln kannst und wie der Vorgang Schritt für Schritt erfolgt.
Warum und wann sollte man Bäume veredeln?
Die meisten Obstsorten sind Fremdbefruchter. Um Samen auszubilden und Früchte zu tragen, wird also eigentlich eine andere Sorte der gleichen Art benötigt. Deshalb werden Bäume veredelt. Hierbei wird die Sorte, die bestehen bleiben soll, auf einen Wildling als Unterlage aufgesteckt. Die Gehölze verbinden sich miteinander und es wachsen Früchte der gleichen Sorte auf der neuen Unterlage, ohne dass du einen neuen Baum pflanzen musst.
Der beste Zeitpunkt zum Veredeln von Bäumen hängt von der Sorte und der Methode ab. In den Wintermonaten wird die Kopulationstechnik angewendet, im Sommer die Okulation. Laut Mondkalender ist der beste Zeitpunkt zum Veredeln außerdem kurz vor Vollmond. In dieser Zeit steigt der Saft des Baumes verstärkt in den oberirdischen Teil.
Zeitpunkt und Techniken zum Veredeln von Bäumen
Es gibt mehrere Methoden, mit denen sich Bäume veredeln lassen. Die gängigsten sind die Kopulation und die Okulation. Die Kopulation wird im Januar oder Februar durchgeführt. Im Juli oder August erfolgt hingegen die Okulation. Hierbei wird die Rinde des Baumes verletzt und er erholt sich im Sommer schnell davon.
- Kopulationstechnik: Hierfür brauchst du einen einjährigen Trieb, zum Beispiel von einem Kirsch- oder Apfelbaum. Aus der Mitte schneidest du ein Edelreis, das etwa so dick wie ein Bleistift und so lang wie ein Finger ist. Es sollte vier Knospen haben. Die Wildunterlage sollte ein gleich dicker Sämling sein. Aus ihm entsteht später die Krone des veredelten Baumes.
- Okulationstechnik: Die Rinde der Veredelungsunterlage wird eingeschnitten, sodass eine ruhende Knospe darunter geschoben werden kann. Aus der Knospe wächst später ein Ast der veredelten Sorte.
Welche Bäume eignen sich zum Veredeln?
Für die Veredelung eignen sich Bäume, deren Sämlinge uneinheitlich oder nicht keimfähig sind. Dazu zählt beispielsweise die Blutbuche. Auch viele Obstsorten werden als Klone durch die Veredelung erhalten und verlieren ihre Eigenschaften somit nicht durch Fremdbefruchtung.
Am erfolgversprechendsten ist die Verbindung zwischen den gleichen Pflanzenarten. Oft wird sie bei Äpfeln der Sorte „Boskoop“ oder bei Kirschen „Burlat“ eingesetzt. Birnen können aber auch auf Quitten als Unterlagen gedeihen. Zudem lassen sich Pflaumen, Pfirsiche, Mandeln und Aprikosen miteinander veredeln, da sie derselben Gattung angehören.
Welches Werkzeug benötigst du für die Veredelung?
Bevor du startest, solltest du dir einen Überblick über das benötigte Werkzeug verschaffen. Diese Utensilien solltest du auf jeden Fall zu Hause haben:
- Gartenschere
- Veredelungsmesser
- Verbandmaterial, z. B. Veredelungsband oder Naturbast
- Wundverschlussmittel, z. B. Veredelungswachs, Wundverschlussmittel
Mit dem bei eBay erhältlichen Gartenwerkzeug-Set kannst du dir eine Grundausstattung für diverse Arbeiten in deinem Garten anschaffen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Veredeln von Bäumen
Es gibt verschiedene Methoden, Bäume zu veredeln. Bei der Kopulation werden etwa gleich große Äste der Unterlage und der neuen Sorte miteinander verbunden. Und so geht es:
- Edelreis schneiden: Das Edelreis ist ein Jungtrieb von der Sorte, die du vermehren möchtest. Schneide dazu im Spätwinter, also im Januar oder Februar, einjährige Triebe aus der Krone oder von der Südseite. Die Zweige sollten mindestens zehn Zentimeter lang sein, vier Knospen haben und so dünn sein wie ein Bleistift.
- Unterlage vorbereiten: Finde einen Stammansatz und kürze ihn auf 15 bis 20 Zentimeter. Die Dicke sollte etwa der Dicke des Edelreises entsprechen. Die Wurzeln der Unterlage solltest du zudem um die Hälfte kürzen.
- Edelreis zurechtschneiden: Der Schnitt am Edelreis sollte eine möglichst große Oberfläche bieten, die sich mit der Unterlage verbindet. Setze das Veredelungsmesser parallel zum Zweig an und schneide schräg, sodass die Schnittfläche fünf bis sechs Zentimeter lang ist.
- Unterlage zurechtschneiden: Auch die Unterlage sollte schräg so abgeschnitten werden, dass das Edelreis möglichst genau auf den Schnitt passt. Sowohl am Edelreis als auch am Stamm der Unterlage sollte sich eine Knospe auf der Rückseite der Schnittfläche befinden, um das Zusammenwachsen zu begünstigen. Um Infektionen zu vermeiden, solltest du die Schnittflächen nicht berühren.
- Edelreis und Unterlage verbinden: Setze nun das Edelreis mit der Schnittfläche auf die Schnittfläche des Unterholzes. Damit nichts verrutscht, verbinde die beiden Teile fest mit Naturbast und verschließe ihn mit einer Schlaufe. Du kannst auch spezielle Klebebänder verwenden.
- Wunde verschließen: Damit die Schnittstelle nicht mit Bakterien, Pilzen oder anderen Krankheitserregern infiziert wird, decke sie gut mit Wundverschlussmittel oder Wachs ab.
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